Im Zuge der Spielentwicklung haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir in einer Berufsorientierungseinheit zum Serena Game zur Reflektion geschlechtstypischer Berufsvorstellungen von Jugendlichen anregen können. Unser Wissen haben wir kurz und knapp in einer Checkliste zusammengestellt, die Lehrkräften auch außerhalb des Spielkontexts konkrete Tipps zur Umsetzung einer gendersensiblen Berufsorientierung geben soll. Sie enthält unter anderem eine kommentierte Literatur- und Materialsammlung für diejenigen, die noch tiefer ins Thema einsteigen möchten.
Eine gendersensible Berufsorientierung von Mädchen im Bereich Technik sollte darauf abzielen, das Berufswahlspektrum von Mädchen zu erweitern und sie über alternative Berufe zu informieren, die unter Umständen auch günstigere Bedingungen für eine langfristige finanzielle Absicherung bieten. Insbesondere das Engagement von Lehrerinnen und Lehrern kann Mädchen darin bestärken, sich naturwissenschaftliche und technische Aufgaben zuzutrauen und ihnen die gesellschaftliche Relevanz technischer Berufe näher zu bringen. Ökologische und gesellschaftliche Aspekte von Technik gelten als hoher Motivationsfaktor für Mädchen, Technikinteresse zu entwickeln.
Geschlechterreflektierte sprachliche Praxis entwickeln
- Stereotypische Zuschreibungen wie „Technik ist Männersache“ vermeiden
- Auf Geschlechtsneutrale Ansprache und Ästhetik achten
- Männliche und weibliche Berufsbezeichnungen „entdramatisieren“ und Berufe geschlechtsneutral beschreiben
- Bewusstsein dafür entwickeln, dass Sie als Lehrer/in einen erheblichen Einfluss darauf haben könnten, ob sich Mädchen technische Aufgaben zutrauen oder nicht
Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen im Erwerbsleben, genderspezifischen Berufsfragen und Arbeitskontexten
- Berufsbezogene Geschlechterverhältnisse offenlegen und kritisch hinterfragen
- Auf strukturelle Hindernisse wie einen geschlechtsbezogen segregierten Arbeits- und Ausbildungsmarkt und gesellschaftliche Normvorstellungen aufmerksam machen
- Geschlechtstypische Berufswahl im Unterricht anhand von Beispielen mit den Schüler/innen reflektieren (z.B. stereotype Stellenanzeigen, Bebilderung von Berufen auf Ausbildungsportalen)
- Bei der Reflexion über Berufsvorstellungen individuelle und gesellschaftliche Begrenzungen sichtbar machen
- Zeigen, wie Berufswünsche und Berufswahlentscheidungen von Geschlechtersozialisation und Stereotypen geprägt sind
- Argumentationssicherheit mit Schüler/innen trainieren: Warum wähle ich diesen (untypischen) Beruf und warum ist das gut so?
Dekonstruktionsprozesse im didaktischen Geschehen erfahrbar machen
- Berufswahlspektrum durch Information über ungewöhnliche Berufe und Lebensläufe erweitern
- Inhalte der Berufe in den Vordergrund stellen, so dass Passgenauigkeit mit persönlichen Interessen erreicht wird unabhängig vom Geschlecht
- Non-stereotype Vorbilder wählen, Rollenklischees aufbrechen, Vielfalt erfahrbar machen
- Erarbeitung von Berufsfeldern im Unterricht, ohne diese durch eine Gegenüberstellung von „Technik“ versus „Soziales“ zu polarisieren
- Fehleinschätzungen der Schüler/innen über bestimmte Berufe oder Berufsfelder richtig stellen, z.B., dass soziale Berufe besonders günstig für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind
Die Checkliste mit einer fachlichen Einführung und einer ausführlichen Literatur- und Materialsammlung finden Sie hier zum Download. Die Checkliste orientiert sich zu großen Teilen an der wissenschaftlichen Publikation „Berufsorientierung und Geschlecht“ von Faulstich-Wieland 2016.
Download Checkliste mit Literatur- und Materialsammlung
Bildquelle: © S. Hofschlaeger / pixelio.de, farblich bearbeitet